Aufspaltung soll Blackberrys Zukunft sichern Blackberry baut schon lange keine Handys mehr. Das Geschäft der Zukunft erwartet Konzernchef John Chen bei vernetzten Diensten. Eine lukrative Sparte soll darum abgespalten werden. Blackberry baut schon lange keine Handys mehr. Das Geschäft der Zukunft erwartet Konzernchef John Chen bei vernetzten Diensten. Eine lukrative Sparte soll darum abgespalten werden. /ir,lel,8880 LinkedElementLayer 8880
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Cybersecurity und IoT

Aufspaltung soll Blackberrys Zukunft sichern

Blackberry baut schon lange keine Handys mehr. Das Geschäft der Zukunft erwartet Konzernchef John Chen bei vernetzten Diensten. Eine lukrative Sparte soll darum abgespalten werden.

Katharina Kort New York

John Chen vermisst sein Blackberry-Handy noch immer. „Ich habe noch eins von jeder Version in der Schublade“, sagt der Vorstandsvorsitzende des kanadischen Unternehmens dem Handelsblatt in New York. Chen ist in die amerikanische Finanzmetropole gekommen, um Investoren und Kunden zu überzeugen, dass Blackberry auch jenseits der Mobiltelefone eine Zukunft hat.

Denn Blackberry hat sich neu erfunden. Heute produziert Blackberry keine Mobiltelefone mehr. Stattdessen bietet Chen Lösungen für Cybersecurity an und Software, die Autos oder Windräder dank Sensoren sicher miteinander oder mit der Cloud verbindet. Zu seinen Kunden gehören Regierungen ebenso wie Großunternehmen wie Mercedes-Benz, BMW, Nvidia, Adobe, AWS und Siemens, Bosch, Philips Healthcare und LG EnergySolution.

Einst war Blackberry Marktführer unter den Mobiltelefon-Anbietern, geliebt wegen seiner Tastatur und der Zuverlässigkeit und Sicherheit. US-Präsident Barack Obama gehörte ebenso zu den treuen Fans wie die Sängerin Lady Gaga und der Reality-Star Kim Kardashian. Doch dann kam das iPhone und läutete zusammen mit anderen Smartphones das Ende der Blackberrys ein.

Der Aktienkurs rauschte nach unten, und Blackberry geriet in die Vergessenheit. Auch der Börsenwert ist von 80 Milliarden Dollar zu den Hoch-Zeiten des Konzerns auf nurmehr rund zwei Milliarden Dollar geschrumpft. In diesen Tagen kommt der Film „Blackberry“ in die Kinos, eine dramatische Komödie über den Niedergang des Unternehmens.

Doch dieses Bild will Chen revidieren. Der ehemalige Siemens-Manager ist vor zehn Jahren zu Blackberry gekommen. Schon damals steckte das Unternehmen aus Ontario in der Krise. 2016 entschied Blackberry, keine Handys mehr zu produzieren. Danach setzte Chen ganz auf Software für Cybersecurity sowie auf die Verbindung von Geräten und Maschinen mit dem Internet (Internet of things / IoT).

An der Börse zieht die neue Strategie immer noch nicht. Allein in den vergangenen zwei Jahren hat sich der Börsenwert des Unternehmens mehr als halbiert. Chen will nun die lukrative IoT-Sparte im Frühjahr einzeln an die Börse bringen.

„Der Markt mag die Pure Players“, sagt er – also Unternehmen, die in einem spezifischen Bereich unterwegs sind. Dennoch ist es Chen wichtig, dass nur eine Minderheit der Aktien platziert wird und dass die beiden Sparten, die schon heute zwei getrennte Geschäftsbereiche sind, weiter unter einem Dach zusammenarbeiten.

Das Internet-of-Things-Geschäft macht bisher zwar nur etwas mehr als ein Drittel des Umsatzes von Blackberry aus. Doch es wächst zweistellig und ist bereits profitabel. Der Cybersecurity-Bereich steckt dagegen in den roten Zahlen. „Aber ich hoffe, dass wir auch dort in einem Jahr Gewinne schreiben“, sagt Chen.

Anleger begrüßen die Pläne daher. „Wir sehen die Aufspaltung positiv“, schreibt Analyst Raymond James von RBC Capital Markets. Nach seinen Berechnungen macht die IoT-Sparte mehr als drei Viertel des Gesamtwerts des Unternehmens aus. Wenn Investoren separat in diesen Bereich investieren könnten, wäre das gut. 

Der Analyst Luke Junk von Baird hatte sein Kursziel für Blackberry zuletzt auf sechs Dollar erhöht. Er sieht vor allem für die Cloud-Plattform Blackberry IVY großes Potenzial. Außerdem könnten Autofirmen das Real-Time-Betriebssystem QNX von Blackberry nutzen, wenn Autos und Software immer stärker zusammenwachsen.

Chen ist zuversichtlich, dass auch das Cybersecurity-Geschäft Investoren bald überzeugen wird. Denn in einigen Zukunftsbranchen erwartet er Wachstum. Die Technologie sei bereits fertig und in neu entwickelten Solaranlagen oder der Medizintechnik eingeplant.

Im vergangenen Geschäftsjahr hat Blackberry 656 Millionen Dollar umgesetzt. Vor allem wegen Goodwill-Abschreibungen in Höhe von 480 Millionen Dollar lag der Verlust jedoch bei 734 Millionen Dollar, nach einem Gewinn von zwölf Millionen Dollar im Vorjahr.

Bei der Technologie baut Chen durchaus auf der alten Mobiltelefon-Technologie auf. „Viel von den technologischen Grundlagen für Cybersecurity und IoT kommt aus der Zeit, in der Blackberry Telefone gemacht hat“, erklärt Chen. „Auch damals ging es bei Blackberry um Sicherheit und um die Verbindung von Geräten – genauso wie heute.“

Damals habe die Software des Unternehmens nur die hauseigenen Telefone untereinander verbunden. „Statt diese Software auf eine Blackberry-Hardware zu laden, installieren wir sie heute auf iPhone, Google Phones und Linux Phones und auf anderen IoT-Geräten wie Autos“, erklärt Chen. Heute sichere die Software die Geräte, schütze sie mit Künstlicher Intelligenz vor Angriffen und garantiere eine sichere Kommunikation. „Ja, wir liefern nicht mehr die Telefone. Aber wir liefern weiterhin alles andere. Es ist nur nicht mehr sichtbar.“

Darüber hinaus hatte Blackberry zuletzt zusammen mit der Amazon-Cloud-Tochter AWS die Cloud-Plattform IVY entwickelt, über die Geräte mit der Cloud kommunizieren können. „Wir wollen sicherstellen, dass die Daten auf allen Ebenen sicher sind, auch während sie in die Cloud geladen werden“, sagt Chen. Auch die IT-Verantwortlichen im US-Repräsentantenhaus nutzen Blackberry-Software, um die Daten auf den Smartphones und Laptops der Abgeordneten abzusichern.

Chen gibt sich zuversichtlich für die Zukunft: „In zehn Jahren wird es außer uns nur wenige Unternehmen geben, die IoT und Cybersecurity zusammen anbieten können“, prophezeit er. „Und dann wird unser Unternehmen auch deutlich mehr wert sein.“

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Milliarden Dollar ist Blackberry an der Börse heute noch wert. Zu den Hochzeiten des Konzerns waren es 80 Milliarden.

Quelle: Nasdaq